Hier nun, wie versprochen, die erste Buchrezension: "Hunde lesen lernen" von Maren Grote erschienen im Kosmos-Verlag.
Ich hatte Lust auf ein Hundebuch für mich also eines, in dem mir nicht auf mäßig gut bebilderten Doppelseiten unzählige Konditionierungstipps mit und ohne Klicker zu Sitz, Platz und Bleib für meine Fiffis gegeben werden. Davon habe ich bereits einen ganzen Bücherschrank voll und außer den Büchern von A. Fichtelmeyer, der echt gute Trainingsansätze zur Leinenführigkeit aufzeigt und für sein Umdenken in der Jagdhundeerziehung in Jägerkreisen immer noch angefeindet wird, habe ich die allermeisten dieser Bücher allenfalls angelesen oder durchgeblättert.
Ich gehöre einfach nicht zur Dressurfraktion, anständiges Sozialverhalten und umweltkompartibles Benehmen sind mir wichtiger. Ich habe nie verstanden warum ein Hund an der Straße auf ein zackiges SITZ! hin seinen Hintern auf den nassen Bürgersteig drücken soll. Glaubt wirklich irgendjemand ernsthaft, der Hund würde deshalb auch brav an der Straße sitzend warten wenn er verloren geht und sein Hundehirn in Panik auf "Autopilot" geschaltet ist?
Abgesehen davon würden mir meine klapperdürren Galgoletten-Mixe auch die gestreckte Mittelkralle zeigen; nasser, kalter Hintern ist für die etwas aus der Kathegorie "no go" und "Die Alte muss verrückt sein"...
Ich war also auf der Suche nach einem Buch, das mein im Studium erworbenes Fachwissen praxisnah ein wenig aufpoliert und mir für den Alltag mit meinen drei Hunden ein paar zusätzliche Handlungsoptionen aufzeigt. Besser machen kann man es ja bekanntlich immer und niemand lernt je aus...
Ich lasse mich beim privaten Bücherkauf tatsächlich oft von der "Verpackung" leiten und alleine das Autorenbild von Maren Grote, deren Name mir nur entfernt geläufig war, war ausschlaggebend für diesen Kauf. Die Frau sah optisch schon so sehr nach Schwester im Geiste aus, dass ich zugegriffen habe.
Nun ist das mit mein Bauchgefühl eine wunderbare Sache, es trügt mich so gut wie nie und tatsächlich habe ich genau das Buch bekommen, das ich mir erhofft hatte. Für die rund 200 Seiten habe ich keine drei Tage benötigt.
Was dieses Buch von anderen Büchern unterscheidet, ist der Fokus auf die nonverbale Kommunikation zwischen Mensch und Hund. Körpersprache richtig deuten und selbst richtig einsetzen zu können, erleichtert das Zusammenleben mit Hunden ungemein. Gequatsche und Disskussionen mit dem Hund sind völlig nötig, wenn man körpersprachlich eindeutig agiert.
Inhaltlich folgt das Buch dem Tagesablauf mit Hund, dabei sind die einzelnen Kapitel systematisch gegliedert. Jedes Kapitel startet mit unterhaltsam formulierten Grundlagen über hündisches Verhalten, die auf modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Verhaltensforschung beruhen, alles leicht verständlich formuliert, sinnvoll bebildert und wirklich für jeden gut nachvollziehbar dargestellt.
Am Ende eines Kapitels folgt immer ein praxisorientierter Absatz namens "Was das für den Umgang bedeutet" und tatsächlich habe ich daraus für mich und die Hunde ganz viel mitgenommen.
Es gibt Bücher, die sollte man am besten bereits vor der Anschaffung eines Tieres gelesen haben, "Hunde lesen lernen" ist so ein Buch.
Gerade Neuhundehalter denken oft sehr theoretisch-technisch, die Frage danach, ob der Hund vom Sofa aus nach der Weltherrschaft greift oder, ob der eigene soziale Abstieg dadurch eingeleitet wird, dass man sich zum Kuscheln mit ins Hundekörbchen legt, nimmt oft zentralen Raum in den Überlegungen von potentiellen Adoptanten ein. Dabei gibt es echt sehr viel zentralere Themen, die unsere Beziehungsebene betreffen. Wenn ich meinen neuen "besten" Freund wirklich verstehen will, muss ich wissen wie er denkt, die Welt betrachtet und sich mitteilt. Ich verlasse damit den Bereich der schnöden Dressur, kommuniziere für den Hund verständlich und erhalte einen sozial kompetenten Begleiter.
Für alle, die sich eine echte Beziehung zu ihrem Hund wünschen und sich wirklich mit ihm verstehen möchten:
"Hunde lesen lernen" ist absolut empfehlenswert!